Diabetes: So individuell wie der Mensch



Diabetes mellitus – eine der komplexesten chronischen Erkrankungen unserer Zeit – wird noch immer auf einen einzigen Wert reduziert: den Blutzucker.

Glukose im Fokus, Zahlen im Zentrum. Doch wo bleibt der Mensch?
Viele Menschen mit Diabetes kämpfen mit der Akzeptanz. Und das ist kein Wunder. Die Krankheit fordert tägliche Entscheidungen, ständige Aufmerksamkeit, permanente Anpassung.
Sie greift in Alltag, Beruf, Familie, Psyche – und wird doch in der Versorgung oft eindimensional betrachtet.
In der Praxis sprechen wir von schlechter Therapietreue, wenn Ziele nicht erreicht werden. Und im klinischen Alltag fällt immer noch der Begriff „non-compliant“ – ein hartes Wort. Warum? Weil wir als medizinisches Fachpersonal oft (bewusst oder unbewusst) davon ausgehen, dass wir die Therapie festlegen, den Rhythmus bestimmen und den Erfolg kontrollieren können.
Doch das greift zu kurz. Menschen leben nicht nach Therapieplänen. Sie leben in sozialen, kulturellen, psychischen und wirtschaftlichen Realitäten, die weit über Insulindosen und Blutzuckerziele hinausgehen. Ein striktes Schema ignoriert diese Vielfalt – und verhindert echten Erfolg.

Wenn wir weiterhin nur Zahlen sehen, verpassen wir das Wesentliche. Ein erfolgreiches Diabetesmanagement entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Verständnis, Beziehung und individuelle Begleitung. Nur wenn wir den Menschen in seiner ganzen Komplexität wahrnehmen, können wir wirklich helfen.

Die steigenden Diabeteszahlen zeigen: Es ist Zeit für ein neues Denken. Vielleicht scheitert die Therapie nicht am Patienten – sondern an unserem Blick auf ihn. Was denkt ihr?

Mit Zuckergrüßen, Niki